Beim Mann ist die Inkontinenz oftmals bedingt durch eine vergrößerte Prostata oder durch eine Operation, während sie bei der Frau oftmals nach Geburten oder durch Übergewicht auftritt.
Die zwei vorrangig auftretenden Inkontinenzformen sind die Belastungsinkontinenz und die überaktive Blase mit Urinverlust, die ganz unterschiedlich behandelt werden müssen.
Unter Belastungsinkontinenz versteht man den Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, wie z.B. schweres Heben.
Beim Urinverlust der Überaktiven Blase ist der Schließmuskel intakt, aber die Blase zieht sich unwillkürlich zusammen und versucht sich auch bei geringen Urinmengen plötzlich zu entleeren.
Die Behandlungsmaßnahmen erstrecken sich von einfachen hygienischen Maßnahmen, verschiedenen Medikamenten für die jeweilige Harninkontinenzform, Muskelstimulationsgeräte bis hin zu operativen Maßnahmen.
Auch die Botoxinjektion kann bei entsprechender Indikation vorgenommen werden und wird in der PUR/R durchgeführt.
Was kann man tun um erst gar nicht inkontinent zu werden?
Nicht in allen Fällen kann das Auftreten einer Harninkontinenz vermieden werden. Jedoch können insbesondere Frauen rechtzeitig entsprechende Maßnahmen wie Gewichtsreduktion bei Übergewicht oder Beckenbodengymnastik nach Geburten ergreifen, um einer Harninkontinenz vorzubeugen.
Harninkontinenz stellt ein weit verbreitetes, nur zum kleinen Teil erkanntes und behandeltes Problem dar. Heutzutage sollte kein Mensch mehr aus Scham den Weg zum Arzt scheuen, um frühzeitig Maßnahmen zur Verhinderung einer Harninkontinenz zu ergreifen. Die Inkontinenz ist in den meisten Fällen heilbar oder zumindest deutlich zu verbessern, so dass sich niemand aus diesem Grund in der Gesellschaft zu isolieren braucht.
Autor: Prof. (MEX) Dr. med. (I) Berthold Schneider
Erschienen in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ)